Ein Fest für Frieden und Freiheit
Schön, dass Sie alle gekommen sind, hier an diesen LOCA DESIDERATA, dem auserwählten Ort.
Genau hier haben im Auftrag des Erzbischofs Gero zu Köln die Benediktinermönche offiziell durch den Bau eines Klosters im Jahre 974 die Stadt gegründet.
Um solche Stadtgründungen ranken sich ja meist schöne Geschichten, die besonders bei Kindern immer sehr beliebt sind. Der Wahrheitsgehalt aber bleibt meist fraglich.
So besagt die Legende, dass Erzbischof Gero zu Köln im Traum offenbart wurde, er möge ein Kloster für den hochverehrten Märtyrer Vitus auf einem bewaldeten Hügel, an dem ein glatter, glänzender Bach vorbeifließt, errichten.
Bei der falschen Ortswahl, im Bergischen Land in der Nähe von Leichlingen, soll Gott durch den Tod eines geistlichen Königsboten ein weiteres Zeichen gegeben haben. Der richtige Ort, an dem Gero und der Benediktinerabt Sandrad die vergrabenen Gebeine des hl Vitus und drei weiterer Märtyrer gefunden haben ist HIER – also der LOCA DESIDERATA. Er wurde ihnen nach dreitägigem Fasten durch nächtlichen himmlischen Gesang angezeigt.
Sie, liebe Freunde erraten nunmehr sicherlich, wie der Name dieser unserer Stadt zustande kam: Die Mönche am glatten Bach!
Im Laufe der Jahrhunderte hat sich nicht zuletzt durch das gute Wasser, das zur Veredlung von Stoffen wichtig war, sowie der Anbau von Flachs auf den umliegenden Feldern, eine Textilindustrie (das Rheinische Manchester) entwickelt, die bis in die 60er Jahre Erwerbsgrundlage der Mönchengladbacher Bevölkerung war.
Allerdings waren die Löhne in diesem Industriezweig immer sehr gering. Von Tarifabschlüssen wie in der heutigen Zeit konnte damals keine Rede sein. Während der Rezession, in der viele Firmen ihre Produktion ins Ausland verlagerten, um eben billiger produzieren zu können, wurden viele Menschen arbeitslos. Die spätere Rente war aufgrund des geringen Verdienstes oft kaum auskömmlich.
Vereine, die sich der Not der Menschen annahmen, und es nach wie vor tun, wie z.B. die Mönchengladbacher Tafel, deren Vorsitzende ich seit nunmehr 20 Jahren bin, haben sich gegründet. Hier kommen Woche für Woche ca. 750 große und kleine Familien, Rentnerinnen und Rentner mit kleiner Rente, Obdachlose, Asylbewerber und Geflüchtete in unsere Ausgabestelle, um Lebensmittel für den täglichen Bedarf für sich und die Familie abzuholen.
Ca. 120 ehrenamtlich arbeitende Helferinnen und Helfer sorgen dafür, dass diese Hilfe gewährt werden kann. Eine Hilfe, die in dieser Größenordnung von städtischer Seite nur sehr kostenaufwändig zu leisten wäre. Neben den Lebensmittelspenden der Supermärkte freuen wir uns natürlich auch über Geldspenden, um die Betriebskosten, wie bspw. für die Anschaffung und den Unterhalt von 7 Kühltransportern oder auch die Energiekosten, finanzieren zu können.
Daher schon jetzt mein herzlicher Dank an Sie alle, für Ihre Spende im Ökumenischen Gottesdienst, die zur Hälfte der MG-Tafel zugutekommt.
Die Hilfsbereitschaft, das Miteinander in dieser Stadt sind für die Menschen hier sinnstiftend. Das Brauchtum, besonders das Schützenbrauchtum, ist in vielen Städten, so auch bei uns, zu dem geworden, was Menschen „brauchen“!
In jeder einzelnen Bruderschaft, sind Männer und Frauen engagiert. Sie sind Helfer in Not, sie kümmern sich um die Menschen in ihrem Stadtteil und sind Garant für ein friedliches Miteinander. Für sie ist das Selbstverständnis des „Bruder sein ist mehr“, entscheidend für die Bereitschaft, sich im Brauchtum zu beteiligen.
Das Mitziehen beim Bundesfest hier und heute dokumentiert für 15.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie wichtig Ihnen der Zusammenhalt und das Zusammensein ist. Gefeiert wird ein Fest des Friendens, der Freiheit und der Heimatliebe. Damit sind die Schützen die größte Bürgerinitiative, die größte Demonstration für ein friedvolles und demokratisches Miteinander.
Unser Friedensappell – 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges – richtet sich nicht alleine an die Verantwortlichen in der Welt, die über Krieg und Frieden entscheiden. Er schließt ALLE mit ein! Wir Alle müssen bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Wir ALLE müssen auftreten gegen extremistische Tendenzen, gegen Hass und Hetze, die die Gesellschaft spalten.
Dieses Bundesfest setzt mit Tagen der Begegnung auf ein stärkendes Miteinander, das keinen ausschließt und alle mitnimmt, die hier Halt und Heimat suchen.
Ich weiß aus meiner Tätigkeit bei der MG-Tafel, aber auch sicher viele von ihnen in unterschiedlichen Hilfsorganisationen, wie wichtig Hilfe in Not ist. Ich weiß aber auch, wie wichtig Freude in der Gemeinschaft und ein frohes friedliches Miteinander sind.
Bei den Schützenfesten in Stadt und Land habe ich immer wieder erlebt, wie sehr Bruderschaften und Vereine integrativ wirken und Identität stiften.
Möge von diesem Bundesfest ein Gladbacher Signal für Frieden und Freiheit ausgehen. Ich bin sicher: Unsere Schützen schaffen das!