Liebe Schüt­zen­schwes­tern und ‑brüder,

die aktu­elle poli­ti­sche und gesell­schafts­po­li­ti­sche Situa­tion berei­tet sicher­lich nicht nur mir, sondern vielen von uns und Ihnen große Sorgen.

„I have a dream“, sagte Martin Luther King vor über 60 Jahren und löste eine nie geahnte Verän­de­rung aus.

Wenn nicht jetzt, wann dann — braucht es Menschen, die eine andere Vision vom Mitein­an­der der Menschen haben, das sich von dem unter­schie­det, was wir gerade erle­ben, worun­ter wir leiden?!

Eigent­lich ist es so einfach:

Gott hat jede und jeden von uns einzig­ar­tig geschaf­fen. Darum sind wir Menschen auch verschie­den, beschenkt mit viel­fäl­ti­gen Fähig­kei­ten und Talenten.

Ja, wir Menschen sind bunt wie das Leben.

Und wir machen das Leben bunt.

Diese Bunt­heit und Viel­falt anzu­neh­men, bedeu­tet für uns als Kirche und Bruder­schaf­ten aber auch dafür einzu­tre­ten, dass niemand wegen seines Geschlechts, seiner Abstam­mung, seiner Spra­che, seiner Heimat und Herkunft, seines Glau­bens oder seiner sexu­el­len Orien­tie­rung diskri­mi­niert werden darf.

Diese Bunt­heit und Viel­falt anzu­neh­men ist unsere tägli­che Aufgabe und zugleich Herausforderung.

Wir leben in unse­ren Städ­ten und Dörfern in einer plura­len Gesellschaft.

„ Ich ben Grie­che, Türke, Jude, Moslem un Buddhist,“ heißt es in „Unse­rem Stamm­baum“ der Bläck Fööss „ Mir all, mir sin nur Minsche. Vür’m Herjott simmer glich“

Ich sehe den Auftrag der Kirche und den Auftrag als Bruder­schaf­ten darin, uns weiter­hin offen und dialog­be­reit gegen­über Menschen ande­rer Herkunft, ande­rer Kultur und ande­ren Glau­bens zu zeigen.

Denn gerade in der Begeg­nung mit Frem­den und dem Frem­den liegt die Chance, Eige­nes zu hinter­fra­gen und neu zu sehen.

Und deshalb haben die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz und der Bund der Deut­schen Histo­ri­schen Schüt­zen­bru­der­schaft Probleme mit einer Partei, die in ihren Auftrit­ten zwar in „Blau“ daher kommt, aber immer wieder ins „Braun“ rutscht.

Wer das christ­li­che Menschen­bild für seine eigene Propa­ganda miss­braucht, wer auto­ri­täre Regime unter­stützt und deren vermeint­li­che Lösun­gen für heraus­for­dernde Probleme über­nimmt, wer Rassis­mus und Natio­na­lis­mus schürt, der handelt nicht nur aus Sicht des christ­li­chen Gottes- und Menschen­bil­des frag­wür­dig, sondern kann kaum als demo­kra­tisch bezeich­net werden.

Und deshalb hat dieses Gedan­ken­gut auch bei uns Schüt­zen nichts zu suchen und muss argu­men­ta­tiv bekämpft werden- und notfalls auch strukturell.

Wer sich auf einem Afd-Wahl­pla­kat präsen­tie­ren will, muss sich entschei­den, wofür er stehen will: Für die vermeint­li­che Alter­na­tive, und ihre oft menschen­ver­ach­ten­den Paro­len oder für die Botschaft Jesu, die auch unser Funda­ment ist, und die davon erzählt, dass jeder Mensch ein Kind Gottes ist.

Und wer diese Partei wählt, muss sich ernst­lich fragen lassen, ob und wie er das mit den Werten, die wir als Schüt­zen schüt­zen, verein­ba­ren kann.

Im vergan­ge­nen Jahr feierte unser Grund­ge­setz seinen 75. Geburtstag.

Unser Auftrag als Bruder­schaf­ten ist es gerade in dieser Zeit einzu­tre­ten für die Würde eines jeden Menschen und für unsere frei­heit­lich demo­kra­ti­sche Grundordnung.

Wir Schüt­zen und unsere Bruder­schaf­ten sagen ein deut­li­ches Nein zu Ausgren­zung, Popu­lis­mus und Deutschtümelei.

Wir treten ein für Glaube, Sitte, Heimat.

Und für das Leben, das bunt ist.

Amen.